In der letzten Freitagsprobe hat unser Dirigent, Johannes Kurz, sich ein wenig gemopst gefühlt, weil bei fast allen Musikern und Musikerinnen die Augen an den Noten geklebt und nicht den über den Noten stehende Hinweis „accelerando“ beachtet haben. „Was bedeutet ‚accelerando‘?“ rief er in seiner manchmal burschikosen Art in die Runde. – „Herausschauen!!“, war nach kurzer Pause seine selbstgegebene Antwort.
Da meinte einer der drei Prüfungsabsolventen vom Jungmusikerleitungsabzeichen (JMLA) vom vergangen Jahr: „Darf ich das in der Prüfung zum Leistungsabzeichen auch so sagen?“ – „Natürlich da nicht, sonst fällst Du deswegen vielleicht durch. Die Prüfer schauen auf die Lösungstabelle. Die checken das nicht und doch wäre es die richtige Antwort gewesen!“
Von der Vorspielprüfung im Internet vom heimischen Wohnzimmer aus, die Linus Bürkle, Benoît Krämer und Aaron Sturm im letzten Frühjahr unter Corona Bedingungen bestanden haben, hatten wir bereits berichtet. Das war der praktische Teil der Prüfung für das JMLA.
Das JMLA steht für Qualität in der musikalischen Ausbildung. Die Jungmusikerleistungsabzeichen in Bronze, Silber und Gold begleiten junge Talente von den ersten musikalischen Schritten bis hin zur solistischen Reife. Der Bund Deutscher Blasmusikverbände e. V. (BDB) hat dazu strukturierte Zielvorgaben für die Ausbildung und Prüfung aufgestellt und entwickelt sie immer weiter. Sie sollen Motivationsquelle, Ansporn und Leistungsbestätigung für den musikalischen Nachwuchs sein. Durch diese gezielte Ausbildung lässt sie Jugendliche zu Leistungsträgern in den Vereinen heranwachsen und werden. Dies können wir aus Sicht der Musikkapelle Zell-Weierbach nur ganz und gar bestätigen. Mittlerweile gibt es eine Lern-App, mit der sich die jungen Musiktalente auf die JMLA-Prüfungen selbständig vorbereiten können.
In der Musikschule Offenburg, unterstützt von der Bläserklassenausbildung im Musikverein, bekommen die Jungmusiker in 2 – 4 Jahren Unterricht fundierte musikalische Grundfertigkeiten und ein theoretisches Basiswissen vermittelt. Die Lernfelder sind: Musiklehre, Rhythmik sowie Gehörbildung und Praxis (Vortragsstücke, Tonleiter und vom Blatt spielen). Die Prüfung wird i. d. R. im jeweiligen Blasmusikverband, bei uns im Blasmusikverband Ortenau, abgenommen. Sowohl in den Lernfeldern wie auch in der Praxis müssen die Nachwuchsmusikanten mindestens 36 von 60 Punkten erreichen, um das jeweilige Leistungsabzeichen in Bronze oder Silber zu erhalten.
Das JMLA wurde 1984 in Deutschland aus der Taufe gehoben und die Prüfung ist wohl bereits von mehr als 100.000 Nachwuchsmusiktalenten abgelegt worden.
Ja, diese zweite Prüfung haben im letzten Juli Benoît Krämer und Linus Bürkle (beide Trompete) sowie Aaron Sturm (Posaune) im Dezember erfolgreich abgelegt. In der Vorbereitung hat sie ihr Musiklehrer Bernhard Münchbach stark unterstützt. Aber die drei haben auch zuhause mittels der Lern-App viel für die Prüfung getan, wie sie stolz berichteten.
Wir wollen sie kurz vorstellen, die drei: Gemein haben sie alle drei, dass sie 13 Jahre alt sind. Benoît Krämer spielt Trompete und geht, wie auch Aaron Sturm, auf das Schillergymnasium. Benoît spielt Volleyball im Verein und gerne auch auf dem Pausenhof der Schule. Aaron hält sich, wie Linus Bürkle, mit Basketball fit und trifft sich gerne mit Freunden. Linus Bürkle besucht die Erich-Kästner-Realschule und spielt auch gerne zusammen mit seinem Vater Trompete. Die Musik, ihr gemeinsames Hobby, hat die drei zusammen geschweißt, wie wir es beobachten.
In ihrer Prüfung, berichteten uns die drei, war das flüssige Notenlesen, das Aufsagen einer Dur-Tonleiter nach eigener Wahl und nach Vorgabe wie auch das Spielen dieser Tonleitern im Prüfungsprogramm enthalten. Dazu mussten sie 2 Vortragsstücke, die sie selbst ausgewählt und geübt hatten und ein Stück vom Blatt spielen. Schwierig fanden sie die Rhythmik- und die Gehörprüfung. „Aber wir haben sie erfolgreich bestanden!“, kommentierten sie diese „Schwachstelle“ mit Stolz.
Aaron, Benoît und Linus lobten die gute Organisation der Prüfungen und auch, dass sie genug Zeit in den Prüfungen bekommen haben.
Und was noch abgefragt worden ist in der Musiklehre: Tempi- und Lautstärkenbezeichnungen. Das führt uns wieder zur Eingangsfrage zurück, was bedeutet „accelerando“? Das ist eine italienische Vortragsbezeichnung und bedeutet ‚schneller werdend‘ an der markierten Stelle. Also hat unser Dirigent doch recht: Herausschauen, damit das accelerando an der markierten Stelle auch gemeinsam überzeugend gelingt.
Ihr Musikverein Zell-Weierbach
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