Was wissen wir von der Musikwelt in Großbritannien überhaupt?

Die bekannteste englische Musik dürfte heutzutage im allgemeinen Bewusstsein in Deutschland die Musik der Beatles sein – oder fällt Ihnen spontan etwas anderes ein? Im Bereich der ernsten Musik hat sich in England kein Klassiker hervor getan wie bei uns, z. B. Ludwig van Beethoven, Josef Hayden oder Wolfang Amadeus Mozart, um nur ganz wenige der musikalischen Glanzlichter im deutschsprachigen Raum zu nennen. Bei uns bekannt sind bei Musikkennern der englischen Klassik z. B. Benjamin Britten, Henry Purcell (von dem wir auch schon Stücke gespielt haben) oder auch vielleicht Ralph Vaughan Williams.

Natürlich hat das Musik Machen auch im englischen Raum nicht erst mit der Klassik angefangen. In der Volksmusik ist als ältestes das Musikgut der Kelten enthalten, das die Barden in ihrem keltischen Kulturkreis (1000 vor Chr. und älter und auch bis Richtung Christi Geburt) verbreitet haben. Sie nutzten das fünfstufige Tonsystem (ohne die Halbtonschritte „f“ und „h“).

Seit der Christianisierung, ausgehend von Irland im 4. Jhd. n. Chr., wo der Kirchengesang besonders in den vielen irischen Klöstern gepflegt worden war, entwickelte sich neben der Kirchenmusik auch die Volksmusik dort und im englischen Gebiet.

In jedem der Teilstaaten des später Vereinigten Königreichs Großbritannien, England, Schottland, Wales und Nordirland entstand eine eigenständige Volksmusik. Die traditionelle englische Musik basiert auf Instrumenten wie der Laute, dem Hackbrett, Cembalo, Krummhorn, der Drehleier und der Schalmei. Die schottische Volksmusik ist geprägt von Dudelsäcken, Fiddles (eine Art Violine) und Harfe, die zur Begleitung von Balladen, Klageliedern (Lamentos) und bei Tänzen, wie dem Jig, verwendet wurden. Bei der walisischen Volksmusik sind die Crwth (mittelalterliche Leier mit Fingerbrett), die Harfe und die Trippelharfe typische Instrumente. Die lebendigste Volksmusiktradition weist (Nord-) Irland auf, heute noch bekannt als Irish Folk. Die Iren musizierten mit Fiddle, Tin Whistle (einfache, blecherne Schnabelflöte), Bodhrán (irische Rahmentrommel), Uilleann Pipes (irischer Dudelsack) und Akkordeon. Die Instrumente und die Volkslieder entwickelten sich natürlich von einfachen Anfängen über mehrere Jahrhunderte stetig weiter.

Die Geschichte berichtet über eine im 10. Jhd. gebaute Orgel in Winchester (Südengland) mit bereits 400 Pfeifen. Dort wurden im frühen 11. Jhd. zwei liturgische Messbücher, das sogenannte Winchester Tropar, von Mönchen geschrieben, indem Gregorianische Gesänge und zweistimmige Tonsätze aus vorhandenen losen Blättern zusammengetragen worden sind. Sie wurden im Laufe der folgenden Jahrzehnte mit weiteren Musikstücken erweitert. Diese beiden wertvollen Handschriften stellen die größte erhaltene Sammlung von Polyphonie (mehrstimmiger Gesang) des 11. Jhd. dar. Sie sind ein Muss beim Studium der angelsächsischen Musik, geben sie doch das kompositorische Können des 11. Jhd. und früher im angelsächsischen Raum preis.

Ehe wir vor Kurzem in einer Probe zum ersten Mal das weltweit bekannte und gern gesungene und gespielte englische Lied „Greensleeves“ anspielten, erzählte uns Johannes Kurz, unser Dirigent, dass dieses Lied wohl seinen Ursprung in dieser oben beschriebenen Zeit hat. Erste Aufzeichnungen dieses Liedes sind aber erst später nachweisbar.

Die Melodie von „Greensleeves“ hört sich so einfach an, aber unser Arrangement für unser Frühjahrskonzert am Samstag, den 7. Mai dieses Jahres ist für alle übenswert und bedarf noch vieler Proben, ehe es „aufführungsreif“ sein wird.

Ihr Musikverein Zell-Weierbach

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