Mittwochabend in der Vorwoche – heißes Wetter und für den Abend in Südbaden ist Regen angesagt – was trifft uns das, wo wir doch im Herzen von Mittelbaden wohnen!

Und dieses Mal hat es mit der stattlichen Figur zugetroffen; unser Dirigent Johannes Kurz war wieder genesen. Wir hatten doch recht in der Vermutung, dass er die allererste Probe in 2021 doch allzu gerne selbst geleitet hätte. Hannah Blattner habe aber in jener Probe gute Vorarbeit für sein Proben geleistet, konstatierte er am Ende der Probe gerne.

Bei angenehmen Temperaturen haben wir uns auf halb acht Corona gerecht auf dem Vorplatz zu unserem Proberaum getroffen und die Instrumente mit viel Erwartung ausgepackt. Nach den Tonstudien waren die Musik von Die Schöne und das Biest und wieder die Filmmelodien aus Der Gladiator auf dem Notenpult gelandet. Johannes Kurz hat gezielt gewisse Stellen zum Einspielen in die Stücke ausgewählt und intensiv eingeprobt. Wenn man ihm zuhört, wie er beschreibt, wie Noten, Takte und Phrasen gespielt werden sollen und auch was da gerade im Film oder Musical abläuft, ist es für uns Musikerinnen und Musiker eine unbeschreiblich gute Hilfe zur Intonierung im Einzelnen und als Orchester.

Und dann kam sie, die schon liebgewonnene Julia-Polka auf das Dirigentenpult. Johannes Kurz meinte trocken: „Das Trio habt ihr ja schon mit Hannah fleißig geübt. Heute nehmen wir den Anfang der Polka näher unter die Lupe. Wenn wir die erste Phrase erst einmal intus und verstanden haben, dann können wir die ganze Julia-Polka spielen, denn die Polka ist in Melodien und darin in Phrasen (Abschnitte) eingeteilt. Bitte beachtet unbedingt, dass alle gemeinsam erst am Ende der Phrasen Atem holen. Achtet auf mein Dirigat beim Setzen von Melodieschwerpunkten und spielt auf die Zielnote bewusst hin. Und ganz wichtig neben dem Herausschauen: spielt die Viertel- und Achtelnoten kurz, wenn nichts anderes darüber steht.“ Ja, und das ist ja auch das Geheimnis bei den Polkas: Bei den Viertelnoten werden nur ¾ der notierten Tonlänge gespielt, bei den Achteln nur die Hälfte. Das alles gilt auch z. B. für die letzte Note innerhalb eines Bindebogens, d. h. die letzte Note wird „abgezogen“. „Soll eine Note anders geblasen werden, dann ist das über der Note angezeigt!“, ergänzt unser Dirigent noch. Und weiter: „In jeder Phrase werdet zum Höhepunkt hin lauter und zum Zielton hin schwellt wieder ab.“ – Dann kann’s ja losgehen mit der Julia-Polka.

Wie in einer früheren Ausgabe an dieser Stelle berichtet, sind die Trompeten für die Signale in einer Polka zuständig. Diese Signale künden eine Überleitung an oder verbinden einzelne Abschnitte. Dabei sind sie bei der Mährischen Polka exakt, also „gerade“ zu spielen, in den Polkas aus der Böhmerländer Region leicht versetzt. Und dann kommt es noch darauf an, ob die Signale eine Melodie umspielen und sich deswegen der Lautstärke unterordnen oder ob es ein gut hörbares „Achtungssignal“ sein soll.

Und dann braucht die Polka auch „Salz in der Suppe“ – nicht nur bei der von uns bei Rudi Flierl sehr oft intonierten Polka „Pfeffer und Salz“. Dieses „Salz“ bringt der Holzsatz (Querflöten, Oboe und Klarinetten) ein, indem er die Melodie verziert oder kommentiert, wenn sie auf langen, ruhenden Noten ankommt. Dabei sollen diese Einwürfe frech, luftig, leicht und locker herüberkommen als ob keinerlei schwierige Griffkombinationen auf dem Notenblatt vorgegeben sind. Und dann kommt noch von Johannes Kurz gleich nach den ersten Holzeinsätzen, wie es früher auch schon Rudi Flierl und andere Dirigenten immer wieder forderten, der Hinweis: „Spielt die Achtelnoten wie mit angezogener Handbremse!“ Das heißt für die Holzbläser, diese Noten im Takt etwas verzögert und doch mit viel Gefühl anzublasen und trotzdem auf die Kürze der Notenspiellänge zu achten. Wir Holzbläser werden uns diesen Satz hinter die Ohren schreiben und anwenden.

Nachdem wir hier einen Teil unserer Musikkapelle bezüglich „unserer“ Julia-Polka kommentiert haben, machen wir es für heute wie bei der Polka-Probe: Das nächste Mal kommt der zweite Teil dran.

Der Regen hat sich an diesem Abend nicht ganz an seine vorhergesagten Grenzen gehalten. Es tröpfelte eine Weile schon ein bisschen und die Posaunen wollten es genau wissen. Aber der Dirigent wies ihr Ansinnen auf ein doch früheres kühles Bier ab. Die Probe lief weiter. Wie wir gemerkt haben, waren an diesem Abend viele in der Umgebung auf den Balkonen und froh über etwas Abwechslung. Ja, Probe kann für Zuhörer auch einmal zu einer kleinen „Lehrstunde“ in Sachen Musik(probe) werden. Das hat sich wohl auch Ortschaftsrat Heribert Schramm gedacht und eine Zeit lang auf der Mauer des Winzerbrunnens verweilt.

Ihr Musikverein Zell-Weierbach

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