Schnell ging es in unseren Musikerreihen herum: „De Ritter Walter isch am letzte Fridig (15. Jänner) gschtorbe. Im März wär er 92 wore.“

Ja, Walter Ritter, am 5. März 1929 geboren, war für uns Musiker, egal ob noch aktiv oder bereits in Musikerrente, immer ein Original. Über ihn zu berichten, das könnte auch ein Buch geben, wenn man all die Musikerinnen und Musiker nach Erlebnissen und Ereignissen mit Walter Ritter befragen würde.

Walter Ritter, ein Schutterwälder – jene würden sagen er sei ein Höfener – zog es der Liebe zu Klothilde wegen mit der Heirat im Jahre 1953 nach Fessenbach. Doch die Liebe zur Musik, sie entflammte in ihm viel früher. Das Tuba spielen erlernte der junge Walter beim Musikverein Schutterwald. Sie hatte ihn dann 1947 in ihre Musikkapelle aufgenommen, wo er bis 1986 treu diente. Bassisten waren nicht nur heute sondern auch damals rar. Wen wundert’s, dass mit der Heirat im Jahre 1953 auch der Musikverein Fessenbach sein Wohlwollen fand und er sich in jenen Musikerkreis einreihte und dort bis 1973 sein Können kameradschaftlich einbrachte. Im gleichen Jahr verschrieb er sich auch der Eisenbahnermusikkapelle des Ausbesserungswerkes Offenburg und wirkte dort bis 1964 mit. Neben all diesen Aktivitäten hat Walter Ritter auch die Trachtengruppe Schutterwald mit viel Leidenschaft musikalisch unterstützt.

 Wenn wir so nach der Probe noch zusammensaßen, ob im Probelokal oder in der Zeller Brugg und ganz früher ins Erhardt‘s, erzählte Walter gerne, es sei Arthur Weigel gewesen, der gleichzeitig Dirigent in Schutterwald, Fessenbach und Zell-Weierbach war, der ihn nach Zell-Weierbach gebracht habe, weil es an einem Bassisten mangelte. In unseren Büchern (damals gab es noch keine Datenlisten, wohl aber ein Mitgliederbuch) steht es geschrieben, dass dies im Jahre 1954 geschehen ist. Bis zu seiner „Musikerverrentung“ im Jahre 2000 hat Walter Ritter viele Dirigenten und noch viel, viel mehr Musikerinnen und Musiker, die mit uns musiziert haben aber viele auch wieder andere Wege gegangen sind, erlebt.

Walter Ritter war dabei, als Arthur Weigel bei Frühschoppenkonzerten – unseren vor einem Jahr verstorbene älteste aktive Musiker, Gustav Kornmeier, zitierend, wenn er in geselliger Runde seine ehemals jugendliche Meinung Preis gab: „viele Ouvertürli ufglegt het, die kei Mensch intressiert het.“, aber auch bei den Dirigenten Kurt Sauter, Georg Weyerer und Rudi Flierl, um nur einige Dirigenten zu nennen, wenn schmissige Frühschoppen- und Unterhaltungskonzerte in vollen Zelten oder Hallen hingezaubert wurden. Unser Walter war auch dabei, als wir die Kurzfilme für das Südwestfunkvorabendprogramm in den 1970er Jahren drehten, in Baden-Baden in der Kurmuschel und im Kurhaus musizierten, im Januar 1974 auf der Grünen Messe in Berlin auftraten, fürs Radio und unsere CD Aufnahmen gemacht haben und im Fernsehen bei Caroline Reiber in der Volksmusikhitparade einmarschierten. Was haben Walter Ritter und wir miteinander Tolles erlebt! 1999 musste Walter Ritter als Bassist die Tuba an den Nagel hängen, weil sein Gehör es nicht mehr gut mit ihm meinte. Im Jahre 2000, bei der 75-Jahr-Feier des Musikvereins Zell-Weierbach, wurde er zum Ehrenmitglied ernannt.

Bassist Walter Ritter war sehr stolz auf sein musikalisches Können und das gefragt Sein. Kein Wunder ist es deshalb, dass er am Revers seiner Zell-Weierbacher Trachtenweste die silberne Ehrennadel für 25 Jahre und die beiden goldenen Ehrennadeln für 40 und 50 Jahre aktiver Musiker stecken hatte, denn Walter war gerne bei und unter uns.

Walter Ritter brauchte die Geselligkeit und gemeinsam mit seiner Frau Klothilde liebte er sie besonders. Sie begleitete, soweit es mit 3 Kindern die Zeit zuließ, ihren Walter bei den Auftritten. Beide waren auch stets fröhlicher Dinge, wenn der Vorstand des Zell-Weierbacher Musikvereins zu Kameradschaftsfeiern und Ausflügen, wie bereits bei Josef Acker vor einer Woche erwähnt, einlud. Aber Walter und seine Klothilde waren auch offen fürs Festeln bei ihnen zu Hause. Gerne denken wir an die runden und auch halbrunden Geburtstage von Walter, an denen wir vor ihrem Haus in Fessenbach aufkreuzten und ein Ständchen für ihn darbrachten. Anschließend ging‘s in dem dazu vorbereiteten Keller zum Vespern und Feiern mit viel eigenem Wein. Legendär war immer sein selbst eingelegter und geräucherter Speck. Da hatte er immer ein gutes Händchen für. Und wenn er dann mit dem Weinkrug und einem knitzen Gesicht aufkreuzte und meinte: „Jetzt versuche emol min eigener Wien un verode, was für einer des isch!“ – Dann wussten die alten Hasen gleich, da will uns Walter wieder einmal hochnehmen. Ja, auch das gehörte zum Original Walter Ritter so wie er leibte und lebte.

In seinem Musikerruhestand lud er auch gerne ab und an die Musikersenioren zu sich ein, um gemeinsam zu vespern und über alte Zeiten zu schwelgen. Es war auch Tradition, dass sich einige Musiker absprachen und zwischen den runden Geburtstagen bei Walter anklopften, um ihm zum Geburtstag zu gratulieren, zuletzt vor einem Jahr. Und immer hat er sich darüber sehr gefreut.

Nahezu ein halbes Jahrhundert Vereinsgeschichte hat Walter Ritter bei unserem Musikverein Zell-Weierbach miterlebt, mitgestaltet und sich eingebracht und dabei viele Erinnerungen als Original „Walter Ritter“ in unser Gedächtnis eingebrannt.

Die Vorstandschaft und die Mitglieder der Musikkapelle Zell-Weierbach samt den Ehemaligen sind Walter Ritter sehr dankbar für all die Jahre mit uns und bei uns. Wir werden ihn in vielseitiger Erinnerung in unseren Reihen behalten.

Ein Blechquartett hat diese Woche zur Trauerfeier gespielt und am Grab das Lied „Ich hat‘ ein Kameraden“ als Dank und letzter Gruß intoniert. Unser tief empfundenes Beileid gilt der ganzen Familie Ritter.

Es grüßt der Musikverein Zell-Weierbach

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