Trüffel gelten auf der ganzen Welt als Delikatesse. Trüffel, das sind knollige Pilze, die meist unterirdisch wachsen, nicht nur unter Eichen und Haselnuss, wie der Volksmund zu berichten weiß. Trüffel bilden keine oberirdischen Fruchtkörper, wie wir es von den heimischen Pilzen kennen, sondern lagern sie in den Pilzknollen in der Erde ein. Dieses Unsichtbare verleiht den Trüffeln etwas Geheimnisvolles und Edles, was sich auch im Preis widerspiegelt. So zahlt man im Handel für Wintertrüffel etwa 200 Euro und für Alba-Trüffel etwa 500 Euro pro 100 g.

Die Provence ist neben spanischen Eichenwäldern eine der Gegenden, in denen man diese unterirdisch wachsenden Pilze relativ häufig finden kann. Kees Vlak, ein sehr geschätzter niederländischer Komponist, beschreibt in seiner „Rhapsodie Truffée“ auf musikalische Weise das Geheimnis um die provenzalische Trüffel: Im Morgengrauen, still und heimlich, brechen wir auf, denn niemand im Bergdorf soll merken, dass wir uns auf die abenteuerliche Suche nach dem kulinarischen Schatz aufmachen. Ist das wirklich so? Hören Sie selbst, ob wir ganz alleine sind oder sich uns ein bekannter Agent an die Fersen heften will. Mit Trüffelhunden und Trüffelschweinen im Gefolge, wandern wir über die wunderschöne, nach Lavendel duftende, provenzalische Weidelandschaft zum nahe gelegenen Wald, denn Trüffel wachsen an den Wurzeln von Bäumen und Sträuchern, besonders gerne von Eichen. Und tatsächlich entdecken wir mit Hilfe der Trüffelhunde und Trüffelschweine, die mit ihren feinen Nasen diese edlen Gewächse unter der Erde erschnuppern können, unter einer großen Eiche einige bemerkenswerte Trüffelknollen. Die Freude darüber ist groß. Voller Stolz kehren wir mit unserem Trüffelsäckchen zurück ins idyllische Bergdörfchen, wo schon das Trüffelfest auf dem Marktplatz voll in Gange ist. Es herrscht ein reges Treiben und die fündig gewordenen Trüffelsucher präsentieren ihre „Ware“ teilweise auch auf kuriose Weise. Wir können beobachten, wie einige der Anbieter lange Mäntel tragen, unter denen sie die kostbaren Trüffel verstecken. Nur, wenn ein Trüffelfreund vertrauenswürdig genug erscheint, darf er einen Blick auf die edlen Pilze werfen, um dann über den Preis zu feilschen. Am Abend kommen die Einheimischen und Fremden im Dorf zusammen, um bei einem Aperitif das große Gala-Dinner mit weißen und schwarzen Trüffeln zu eröffnen. In ausgelassener Stimmung feiern alle zusammen diesen großen Tag.

Musikalisch fängt Kees Vlak in dieser Erzählung den typisch französischen Charme durch eine spielerisch leicht kokette Atmosphäre ein. Im Morgengrauen fühlen Sie gleich zu Beginn des Stückes den Nebel, aus dem langsam die bergige Landschaft de Provence zu erkennen sein wird. Eine verträumte Melodie malt diese Landschaft in den Nebel hinein ehe dann eine weitere Melodie 8 Takte lang den freudigen, erwartungsvollen Aufbruch andeutet. Ruhig und bedächtig wandern wir durch eine Weidelandschaft und gelangen schließlich in den Eichenwald. Wie schon angedeutet, wird wohl jemand unseren Trüffelgeheimtipp kennen lernen wollen – aber wer?. Wir lassen unsere Trüffelhunde und Trüffelschweine suchen, zuerst noch tapsig, dann aber zeigt die Musik an, dass sie immer zielsicherer werden. Ein Mezzoforte in der Melodie deutet darauf hin, dass die Tiere fündig geworden sind. Hastig reißen wir die kostbaren Trüffel an uns (ein Fortepiano weist darauf hin), ehe die Tiere selbst die Knollen genießen hätten können. Frohen Herzens kehren wir ins Bergdorf zurück, wo schon auf dem Marktplatz das Trüffelfest in vollem Gange ist. Trommel und Trompetensignale künden vom Marktgeschehen. Das Holzregister und andere nehmen das Thema leichtfüßig auf und verstärken es immer mehr. Wer will, sieht die Trüffelfinder und kann aus der Musik das Feilschen um den besten Preis heraushören. Zum Abschluss des Trüffelfestes kommt nochmals die Eröffnungsmelodie in einem kräftigen, brillierenden Forte zu Gehör. Die Menschen gehen heim und richten sich für das Gala-Dinner her, das mit einem feierlichen Aperitif eröffnet wird. Eine majestätische Melodie lässt das kulinarische Festmahl in unvorstellbarem Glanz erscheinen, um schließlich in ausgelassener, lautstarker Stimmung fröhlich zu enden.

Einzelne Instrumentengruppen und Klangfarben heben sich immer wieder vom Gesamtklang ab. Der Komponist will durch diese Durchsichtigkeit im Stück den individuellen Lebensstil der Franzosen darstellen. Dynamik und musikalische Ausdruckstärke sind Kennzeichen dieser provenzalischen Erzählung.

Neugierig geworden? – Genießen Sie mit uns und vielen weiteren Konzertbesuchern die Provence und ein Trüffelerlebnis besonderer Art beim Frühjahrskonzert am 23. April in der Abtsberghalle um 19.30 Uhr.

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