In unserer ersten Musikprobe in diesem Jahr, zu der wir nach Ostern virtuell zusammen gekommen sind, hat unser Dirigent Johannes Kurz das Musikprojekt „Polka spielen – leicht gemacht“ den Musikerinnen und Musikern der Musikkapelle Zell-Weierbach vorgestellt und es jedem Musiker ans Herz gelegt. Wie bereits berichtet, hat er den Probeabend mit der groben Skizzierung und der ungefähren zeitlichen Abfolge der einzelnen Meilensteine eröffnet.

Selbstverständlich spielt die Trachtenkapelle bzw. die Musikkapelle Zell-Weierbach seit „ewigen“ Zeiten verschiedenste Arten von Polkas und jeder Dirigent hat seine eigenen „Polka-Spuren“ bei den Zeller Musikerinnen und Musikern hinterlassen. Mit den vielen Jahren des Polka Spielens bei uns haben sich viele unterschiedliche Eindrücke und Erlebnisse ergeben, wie Polkas gespielt werden sollten. Jeder Dirigent hat seine eigene Vorstellung und Überzeugung davon und der jeweilige Zeitgeist spielt auch noch eine Rolle. Es macht schon einen Unterschied, wie Sie bestimmt schon selbst gehört haben, ob die Original Egerländer mit Ernst Mosch oder Michael Klostermann und seine Musikanten – als Beispiele nur so herausgegriffen – eine Polka spiel(t)en.

Daher ist der Gedanke von unserem Dirigenten Johannes Kurz keineswegs abwegig, mit allen, ob jung oder alt, die Polka unter die Lupe zu nehmen. In seinem mit Schaublättern unterlegten Vortrag hat bereits die Titelseite erste Informationen verraten nämlich „Böhmische Spezialitäten“ und „Böhmische Blasmusik“. Zunächst ist Johannes Kurz auf Geschichtliches eingegangen, woher die Polka stammt. Die Polka ist um 1830 in der Region um Königgrätz, Böhmen, aus dem im deutschen Volkstanz lange vor 1800 als „Hopser“ verwendeten Tanz zu einem Rundtanz „verfeinert“ worden. Auch im Schottisch-Rundtanz (schottischer Walzer) ist dieser Schritt enthalten. Die Polka wird sowohl als Rundtanz in der Gruppe als auch als Gesellschaftstanz durch Paare getanzt. Häufig werden dabei Wechsel- und Hüpfschritte (Halbschritte) verwendet.

Beim Volkstanz (Gruppentanz) – wo die Polka in der Region Böhmen seit 1835  und in Österreich seit etwa 1840 nachgewiesen ist – führt die Fröhlichkeit der Musik und die rasche Drehung dazu, dass oft recht ausgelassen getanzt wird. Beim Gesellschaftstanz hingegen besteht die Kunst unter anderem in einer guten Tanzhaltung.

Die Herkunft des Namens „Polka“ ist nicht ganz gesichert und deutet im Tschechischen wie auch im Polnischen auf „Polin“ hin. 1830 heißt der Tanz „půlka“ (Hälfte) und ist bereits 1835 in Prag auf Polka geändert worden. Der Name „Polka“ könnte aber auch eine Ehrerbietung an die damals schwer unterdrückten Polen sein. Die Polka ist musikalisch definiert als beschwingter Rundtanz im lebhaften bis raschen Zweivierteltakt.

Nachdem die Polka 1835 in Prag und 1840 in Wien und Paris en vogue geworden ist, hat sie sich sehr schnell über ganz Europa verbreitet – und das ohne die Verwendungsmöglichkeit von Internet, Schallplatte, Tonband, CD, Streaming Dienst, Radio und Fernsehen – nur durch Bläser- und Orchestergruppen, Orchester, Einzelspieler, Solisten, und sicherlich auch als Gassenhauer.

Je nach Herkunft variiert das Tempo der Polka von lebhaft bis rasch. Aufgrund der Beliebtheit hat die Polka neben der Blasmusik auch Einzug in die „ernste Musik“ und damit in das Repertoire von Symphonieorchestern gefunden. Was wäre ein Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker ohne Polkas!

Erst Ende des 19. Jahrhunderts ging die überaus große Beliebtheit der Polka als Tanz zurück. In der Musik hat sie in der Mitte des 20. Jahrhunderts durch die Interpretationen Ernst Moschs zahlreiche Freunde – auch uns – gefunden.

Bei der Polka kann man in Abhängigkeit von ihrer Herkunft und der Besetzung mehrere Varianten unterscheiden. Die Reihenfolge hier beginnt mit der gemächlichsten Polka:

  • Polka française oder auch Polka Franze
  • Böhmische und Egerländer Polka
  • Mährische Polka
  • Schnellpolka

Darüber das nächste Mal mehr.

Ihr Musikverein Zell-Weierbach

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