Kurz nach 19 Uhr meinte eine Musikerin, die neugierig war: „Das sieht aber noch leer aus!“ Klar, schließlich mussten die Weltraumfahrgäste noch im Foyer für den Flug in die unendliche Weite ein Glas Prinz Offo-Sekt tanken.

Und dann öffneten sich die Schleusen zum Cockpit. Die Crew bahnte sich den Weg auf ihre Plätze bei großem, erwartungsvollem Beifall der etwa 340 Passagiere. Und wer alles dabei war! Mit Elli, mit 4 Jahren wohl die Jüngste, Tochter von Julio, unserem Musiker aus Mexiko, und Arthur Litterst, mit 98 Lenzen sicher der Älteste, waren fast 100 Jahre Menschsein in die musikalisch und weltallmäßig geschmückte Abtsberghalle gekommen. Nicht nur sie, auch unsere beiden Bläserklassen, in der ersten Reihe sitzend, und viele weitere Jugendliche waren neugierig auf unser „Weltallkonzert“. Auch viele ehemalige Musiker wie Josef Acker, Wolfgang und Franz Dufner, Vicky Ehrhard, Markus Deck und Michaela See und weitere waren zuhörend oder auch helfend an Bord.

Nach kurzer Begrüßung durch Ralf Vollmer, unserem Vorsitzenden, ist es leise geworden im Passagierraum. Guido Gnad, Werner Lohrer und Paul Meehan mit ihren Bässen legten die ersten Töne auf den Konzertteppich – satt, überzeugend und mit viel Selbstbewusstsein. Plötzlich, gefühlt nach einer kurzen Ewigkeit, steht er auf der Bühne vor der Crew, unser Kapitän Johannes Kurz und zieht die Aufmerksamkeit aller Musikerinnen und Musiker wie auch die Augen der Konzertbesucher auf sich. Ein Wink und die Trompeten signalisieren „Aufgepasst!“ und weisen auf die ersten Sonnenstrahlen am Horizont hin, die das ganze Orchester förmlich versucht zu greifen und nicht mehr loszulassen. Die Pauken, kräftig geschlagen von Matthias Demczak-Kropp, rufen allen zu: „Begreift, ein wunderbares Ereignis kommt auf Euch zu!“ Die Bassisten, unauffällig nacheinander Luft holend, lassen diese „Ursuppe“, die dunkle Nacht, weiterhin in die Ewigkeit gleiten. Das Spektakel wiederholt sich lautstärker bis beim dritten Mal die ganze Kraft der Musik die Sonne förmlich über den Horizont hebt und sie im Schlussakkord in vollem Glanz erstrahlen lässt – überwältigend, sagenhaft, dieses Werk „Sonnenaufgang“ von Richard Strauss aus „Also sprach Zarathustra“.

Obwohl im Gemeindeblatt gewarnt, alles Publikum war klatschlos und voll von Staunen, dass das Werk nach etwa eineinhalb Minuten mit diesem lautstarken Akkord zu Ende war – spannend dargeboten durch die Musikkapelle Zell-Weierbach. Nachdem die Überraschung „verdaut“ war, war das Klatschen wie ein Befreiungsschlag und umso überzeugender. Auch von der Bühne aus erlebt, war diese Stille, diese Überraschung nach dem letzten verklungenen Ton unbegreiflich, bisher unerlebt, irritierend – und dann, nach einer „Ewigkeit“, die Hände „schlugen sich“, die ungläubigen Minen der Musiker gehen in freudiges, erleichtertes Lächeln über. Der Anfang ist geschafft – und wie!

Wir wollen ganz besonders ein großes Dankeschön sagen an unsere beiden Vorsitzenden, Ralf Vollmer und Philipp Groß. Letzterer hatte das umfangreiche Organisatorische zu steuern und zu bewältigen. Speziell bedanken wir uns ganz herzlich  bei Johannes Kurz, der dieses gigantische Wagnis „mit dem Griff zu den Sternen“ mit uns eingegangen ist. Mit viel Mut und pädagogischem Vermögen hat er es verstanden, uns diese Musik „in unser Blut zu bringen“ und sie so gut als von uns vermögend, nach seinen großartigen Vorstellungen umzusetzen. Ein Nachbar von unserem Probelokal, der als Helfer mitwirkte, erzählte, dass es für ihn spannend war, bei den Proben mit den Ohren dabei zu sein: „Die ersten Proben waren „nebulös“, aber dann konnte er mehr und mehr miterleben, was es werden sollte.“ Danke für die nachbarschaftliche Geduld und das Kompliment.

Unseren Dank sprechen wir auch gegenüber unseren Musikerinnen und Musikern und auch allen, die immer wieder gerne mit uns spielen und bekunden, dass sie das nächste Mal gerne wieder dabei sein wollen. Unter den Besuchern war auch eine Musikerin, die es schon beim Zuhören in den Saxofonfingern „gejuckt“ hat. Wir freuen uns auch, wenn unsere derzeit „krankgeschriebenen“ Musiker wieder in unseren Reihen jubilieren. Bis bald!

Ihr Musikverein Zell-Weierbach

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