„Seit ich den Film „Der Mann mit dem Fagott“ gesehen habe“, schwärmt Simone, „hat mich die Neugierde gepackt und das Fagott nie mehr ganz vergessen lassen.“

Als Tochter Hannah vergangenes Jahr, zusammen mit Cosima May, sich entschlossen hatte, bei dem Projekt „Musiker ohne Grenzen“ in Ghana, Westafrika, mitzumachen, mussten diese beiden jungen Damen auch Bedingungen erfüllen. Eine davon war, Instrumentenkenntnisse über mehrere Instrumente – zumindest gute Anfängerkenntnisse – zu besitzen. Ihr Musiklehrer riet ihr, das Fagott dabei näher in die Entscheidung einzubeziehen. Klavierunterricht hatte sie da schon und unser 2. Vorsitzender, Ralf Vollmer, gab ihr deswegen auch Grundlagenunterricht an der Posaune. Jetzt fehlte noch das Fagott. Als Mentor für Hannah in Sache Dirigieren war Johannes Kurz, unser Dirigent, ihr bereits ein Vertrauter. Ihn angesprochen, war er es auch, der ihr sein Fagott auslieh und ihr das Spielen darauf beibrachte. Somit hatte Hannah eine Posaune, ihre Querflöte, das Klavier und das Fagott zu Hause.

Simone hatte schon lange einen heimlichen Wunsch gehegt, der war: ein Instrument zu erlernen. Noten kannte sie nicht, sang aber schon einige Jahre im Gesangverein im Nachbardorf. Jetzt war sie da, die Chance – im Haus lagen Posaune, Querflöte und das Fagott! „Die Chance für mich, wenn nicht jetzt, wann dann?!“, sagte sie zu sich. Simone nahm sich zuerst die Posaune zur Hand – egal wie, es wollte kein Ton entstehen. Dann kam die Querflöte an die Reihe – das Talent reichte nicht, dem Instrument einen brauchbaren Ton zu entlocken. Und mit dem Fagott, dem schier unbekannten Instrument, wird es da klappen? Das Fagott des Dirigenten – „Der Mann mit dem Fagott“ schoss es erinnerungsschwer durch ihren Kopf – ihr Traum und so realistisch nahe! Hannah reichte ihr das Fagott und zeigte ihrer Mutter, wie sie es halten und anblasen musste. Sie blies das Fagott an – ein Doppelrohrblattinstrument ist wahrlich nicht leicht zu blasen – und es kam ein Ton aus diesem riesigen, kompliziert aussehenden Instrument heraus! Mächtig stolz war sie, die Simone, über dieses Unvorstellbare. – Sie hat auf dem Fagott einen Ton geblasen bekommen, ihrem Instrument der Träume! Dieser Freudetaumel entging auch nicht ihrer Tochter Hannah. Zusammen mit Johannes Kurz hegten sie einen Plan aus, wie sie Simone überzeugen könnten, dass sie tatsächlich Fagott spielen lernen wolle. Kurz gesagt – es gelang und Johannes bot auch ihr an, an seinem Fagott ihr Unterricht zu geben.

Ab November 2019, nachdem die beiden Musikbotschafterinnen nach Ghana ausgeflogen waren, lieh Johannes Kurz Simone sein Fagott aus und gab ihr Unterricht. „Es machte von Anfang an riesig Spaß mit dem Fagott ,“ erzählt Simone, „und ich übe 4 – 5 Mal die Woche, weil ich vorwärts kommen will. Johannes macht es mir mit seiner Hilfe und seinen guten Erklärungen leicht, mich an diesem Instrument einzuarbeiten.“ Ja, es ging immer vorwärts. Eine Zeit lang musste der Unterricht wegen Corona leider ausfallen. Aber dann nahm sie wieder den Unterricht mit Feuereifer auf. Johannes zeigte ihr, wie Töne unterschiedlich gestaltet werden und bald darauf eröffnete er ihr: „Wir spielen jetzt in kleine Ensembles – die beste Zeit für dich, ins gemeinsame Musizieren einzusteigen.“ Und so war es etwa vor einem Monat soweit – die erste Probe im Quartett, wie Sie bereits erfahren haben.

Natürlich weiß Simone, dass sie noch nicht alle Töne kennt und das Zusammenspiel noch mehr Einsatz von ihr fordert als nur bloß Unterricht zu nehmen und zu üben. Aber ihr Lehrmeister bereitet sie gut im Unterricht auf die Musikstücke im Ensemble vor und arrangiert ihre Stimme so, dass sie es mit einer 6-monatigen Ausbildung, ohne Frust zu bekommen, auch gut spielen kann. Zudem haben alle Mitspieler im Ensemble für sie Verständnis und Geduld, denn jeder hat einmal so angefangen.

Für Simone ist das Fagott Spielen ein toller Ausgleich zur täglichen Arbeit. Da kann sie loslassen und sich auf ihr Fagott konzentrieren und immer mehr Töne, Rhythmen und Spielarten kennen und gestalten lernen, resümiert sie. „Im Ensemble macht es mir riesig Spaß“, bekennt sie, „und ich lerne dabei viel dazu. Ich habe eine eigene unabhängige Stimme und mit meinem Fagott hört mich jeder, egal ob in der Tenor- oder Basslage. Ich strenge mich gerne an, um ein guter Spielpartner zu werden und zu sein. Ich bin so glücklich, dass ich in meinem nicht mehr ganz so zarten Alter diese neue Herausforderung nicht ausgeschlagen habe. So etwas baut auf!“

Da sich Simone so sehr in das Fagott „verliebt“ hat und sehr fleißig dabei ist, auch beim Mitarbeiten bei Festen, hat der Musikverein Zell-Weierbach für sie tief in die Vereinskasse gegriffen und ein hochwertiges, kurz gespieltes Fagott erworben – kein Pappenstiel für die Vereinskasse in dieser Corona Zeit.

Ihr Musikverein Zell-Weierbach        

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