Auch unsere Feste und Aktivitäten müssen leider ausfallen

Den ganzen April hatten wir „Festwetter“ hier bei uns in Baden im Gegensatz zum Norden von Deutschland – warm, sonnig und garantiert trocken. Aber hoffentlich kommt jetzt, wo die Maifeste angesagt wären, wettermäßig eine durchwachsene Zeit, denn alles ruft nach Wasser und Regen. Dann fällt es den Vereinsverantwortlichen im Nachhinein vielleicht auch nicht so schwer, dass ihr Vereinsfest nicht hatte sein dürfen. Uns trifft es mit dem Musikerhock am Winzerbrunnen am 9. Mai. Hier treffen sich traditionell die Zeller gerne auf ein Musikersteak, „heiße“ Grillwürste und guten Zeller Tropfen oder Engelbräubier. Auch die Gäste aus unserer Partnerstadt Saint Jean de Losne mit ihren Gastgebern wollten sich nach der Ankunft auf einen Kaffee bei unserem Musikerhock „beschnuppern“. Aber auch dieses völkerverständigende Partnerschaftstreffen (Jumelage) bedarf aus französischer und deutscher Sicht Aufschub. Im Gegenzug ist auch unser Treffen zwischen den Musikkameraden der Batterie Fanfare und der Musikkapelle Zell-Weierbach am 20. Und 21. Juni in Saint Jean de Losne anlässlich des überregionalen Flussschiffertreffens „Pardon des Mariniers“ vorletzte Woche von französischer Seite offiziell abgesagt worden, wie uns Gaël Merle, Präsident der Batterie Fanfare, am 19. April mitteilte. Schöne Erinnerungen werden wach, wenn wir an dieses Fest im Jahre 2013 zurückdenken. 2021 beabsichtigt man dieses 50. Fest „Pardon des Mariniers“ nachzuholen und vielleicht sind wir dann auch mit dabei.

Regina Heilig hat vor einigen Tagen über die Situation in Saint Jean de Losne wegen der Corona Pandemie berichtet. Gaël Merle ging in seiner oben erwähnten Mail auf die aktuelle Situation in unserer Partnerstadt ein und berichtete: „Ja, in der Tat ist die Epidemie im Altenheim St. Jean de Losne wirklich präsent, und leider gibt es derzeit 31 alte Menschen, die in dieser Einrichtung gestorben sind (Stand Montag, 13. April)… Das Altersheim ist in den letzten Tagen trauriger Weise die große Lokalnachricht…

Meine Mutter arbeitet dort seit mehr als 20 Jahren, und sie sagt mir, dass die gegenwärtige Situation äußerst kompliziert und beispiellos ist… Meine Mutter arbeitet jeden Tag im Altersheim (mit sehr wenig Ruhezeit), mein Vater ist im Ruhestand, also bleibt er zu Hause und geht nur 1 Stunde pro Tag innerhalb eines von unserer Regierung vorgeschriebenen Umkreises von 1 km aus.

Gaël Merle arbeitet im Straßentransportwesen (noch) im Büro. „Mit dem Computerspezialisten unseres Unternehmens wurden alle unsere geschäftlichen PCs mit einer Software ausgestattet, die es uns ermöglichen wird, von zu Hause aus zu arbeiten, wenn wir dazu verpflichtet werden. Aber vorläufig werden wir immer am gleichen Ort arbeiten, aber mit einigen Vorsichtsmaßnahmen, die für einen guten Schutz der Mitarbeiter unerlässlich sind.

Ich habe auch den Dienst in der Feuerwehr, der in diesen Tagen recht zahlreich ist (4 Einsätze für mich am vergangenen Wochenende).

Das Wochenende nutzen wir auch, um ein wenig Gartenarbeit, Aufräumen und Arbeit im Haus zu erledigen… und um uns ein wenig zu erholen.

Wir können nur aus triftigen Gründen aus dem Haus gehen (Arbeit, Einkäufe für unbedingt notwendige Dinge, medizinische Gründe, um zu jemanden zu gehen, der Hilfe braucht, usw…) und jede Art von Zusammensein ist verboten.

Aber leider lebt man in Frankreich völlig in Zeitlupe (nicht lebensnotwendige Geschäfte geschlossen, Restaurants geschlossen, Friseure / Werkstätte / Kino / Theater / Postamt geschlossen … und viele andere Dinge!)

Alle Veranstaltungen sind ebenfalls abgesagt: die Beschränkung wird vorerst bis zum 11. Mai verhängt und alle öffentlichen Versammlungen / Festivals / Konzerte etc… werden vorerst bis Mitte Juli abgesagt (auch die Veranstaltungen, die kein großes Publikum haben).

Bei der Feuerwehr sind wir ebenfalls verpflichtet, unsere geplanten Veranstaltungen (Flohmarkt, Ball…) abzusagen, unsere monatlichen Trainings und Proben werden eingestellt und es ist uns verboten, kollektiven Sport zu treiben.

Mit der Batterie-Fanfare waren wir seit Beginn der von der Regierung verhängten Restriktion gezwungen, alle unsere Proben zu stoppen… es ist eine Tragödie…

Wir hatten auch Zusagen für mehrere Shows, die mit der Batterie Fanfare geplant waren (2 im April, 1 im Mai, 1 im Juni, 1 im Juli, 1 im August…) und alle sind leider abgesagt….einschließlich der „Pardon des Mariniers“ am 20. & 21. Juni (ich habe die Information am Mittwoch erhalten)!

Es tut mir daher leid, Euch bedauerlicherweise mitteilen zu müssen, dass wir gezwungen sind, das, was wir im Juni geplant hatten, abzusagen. Wir werden über einen neuen Termin für unser Treffen sprechen… Es tut mir aufrichtig leid… diese Entscheidung kommt nicht von mir persönlich, sondern von der französischen Regierung… Ich denke, ihr werdet das verstehen.“

„Passt auf Euch selbst und Eure Lieben auf, Ihr habt unsere Unterstützung.“, fügte er am Schluss bei.

Ihr Musikverein Zell-Weierbach

Das Frühjahrskonzert 2020 der Musikkapelle Zell-Weierbach – ein Besuchermagnet …

Schön wäre es gewesen. Am letzten Samstag war unser Frühjahrskonzert 2020 angesagt gewesen, doch wie alle Vereinstermine in Zell-Weierbach, ist auch unser traditionelles Jahreskonzert dem Corona Virus anheimgefallen. Und dabei haben wir doch schon so viel geübt und geprobt gehabt – wie auch der Mandolinenverein – bis es dann am 14. März nach dem Probetag hieß: Das war es vorerst! Weitere Proben können wir nicht mehr durchführen, um keinen von uns in Gefahr zu bringen.“ Kurz darauf kam auch das offizielle Aus von der Landesregierung.

Der Probestillstand dauert nun schon mehr als ein Monat und wer weiß, wie lange es noch gehen wird! Dabei hatten wir gerade dieses Jahr sehr viel Spaß und Freude an den von unserem Dirigenten, Johannes Kurz, ausgewählten Stücken. Sie waren durchweg melodisch und gingen ins Ohr und manch eine Melodie hätte es bei den Konzertbesuchern zum Ohrwurm geschafft, sind wir sicher. Vielleicht wird es noch werden – wer weiß? Denn keiner von uns und Sie sicherlich auch nicht, hätte sich so eine Situation, und das weltweit, nicht im Geringsten vor wenigen Monaten noch vorstellen können. Und jetzt halten wir körperlich Abstand voneinander, sollen nicht zusammenkommen und dennoch einander achten, aufeinander Acht geben und für einander da sein und mitdenken.

Lasst uns aber die Sehnsucht nach Gemeinsamem nicht nehmen. Möge sie stetig wachsen und im Gedächtnis verankert sein, wenn es wieder heißt: Bühne frei für Künstler, Musikanten, Schauspieler und für Dorffeste und Konzerte.

Wie schrieb Josef Acker in der Vereinschronik anlässlich 50 Jahre Musikverein Zell-Weierbach im Jahre 1975: „1949 war der Musikverein Zell-Weierbach wieder intakt, dank vieler mutiger Männer, die die Musik im Dorfleben verankert wissen wollten. 1951 fand das erste Winzerfest in den Räumen des Winzerkellers statt. 1952 lud der Musikverein Zell-Weierbach gleich zwei Mal zum Osterkonzert ein, weil nach so vielen Kriegs- und Armutsjahren sich die Dorfbewohner nach etwas Besonderem sehnten.“

Lassen Sie uns alle das künstlich ruhig gestellte Zell-Weierbach (was in dieser ungewissen Corona Zeit richtig und berechtigt ist) wieder in ein reges, freundliches, lachendes, fröhliches Dorfleben verwandeln, sobald es wieder losgehen darf, wenn wohl auch mit Auflagen.

Und noch etwas wunderschönes für die Musiker: Den Ostergrüßen unseres Dirigenten Johannes Kurz an die Musikermannschaft hat er auch ein schönes Osterei beigelegt: Aufnahmen von unserem 50. Jahreskonzert, dem Jubiläumskonzert vom letzten Jahr. Wir wissen ja alle, dass Johannes Kurz ein umtriebiger, sehr engagierter Dirigent, Musikschulleiter, Lehrer und Musikkünstler ist und freuen uns desto mehr über die Erfüllung seines Versprechens. Die Musikaufnahmen vom letzten Frühjahrskonzert hat er gut bearbeitet und was da herausgekommen ist, ist auch jetzt hörenswert, wie wir selbst feststellen können. Herzlichen Dank dafür, lieber Johannes.

Wir hoffen, Sie in der letzten Ausgabe des Gemeindemitteilungsblattes nicht zu sehr „geplättet“ zu haben mit dem vollständigen Erlebnisbericht von Hannahs und Cosimas Aufenthalt in Ghana. Zur späten Stunde kam leider die falsche Datei in den Anhang der Mail an die Ortsverwaltung.

Und noch eins, heute, Freitag, hätten wir viel zu gerne zusammen mit unserem Gustav Kornmeier seinen 84. Geburtstag gefeiert und das eine oder andere Lied geschmettert. Und Gustav hätte bestimmt liebend gerne sein Tenorhorn in die Hand genommen und seine Lieblingsmelodien wie zum Beispiel Der Trompeter von Säckingen (Behüt‘ dich Gott) oder „Hätt ich deine Liebe“ inniglich geblasen. Ja, es hat nicht sollen sein – aber wir denken immer gerne an ihn und sein kameradschaftsförderndes Dabeisein.

Ihr Musikverein Zell-Weierbach

Klopapier Challenge

vor fast genau 48 Stunden wurden wir von der Stadtkapelle Hornberg aufgefordert innerhalb 51 Stunden ein Video zur Klopapier Challenge zu produzieren.
Hier ist unsere Version:

Heil und mit vielen neuen Eindrücken aus Ghana zurückgekehrt

Am 03. November letzten Jahres ging es für uns los: Zwei Mädels vom Dorf, gerade mal achtzehn verabschieden sich vollgepackt mit Koffern, Rucksäcken und Geigen von ihren Liebsten am Offenburger Bahnhof. Von da aus geht’s nach Frankfurt und dann: Ab in den Süden, auf der Flucht vor eisigem Wind und kaltem Winterwetter. Unser Ziel: Accra. Die Hauptstadt Ghanas im Westen Afrikas.

Die ersten Eindrücke dort ließen nicht lange auf sich warten. Kaum aus dem klimatisierten Flughafen in die feuchte Hitze der Nacht, ging’s mit anderen „Musikern ohne Grenzen“, die uns abholten, ins Taxi. Das Viertel des Flughafens sah gar nicht so fremd aus: Hohe Häuser, feste Straßen, Logos von Banken und bekannten Marken an den Fassaden, typisch Großstadt eben. Doch nach wenigen Minuten Fahrtzeit sah es schon anders aus. Die Häuser wurden kleiner, die Straßen schlechter, bis wir irgendwann ganz den Asphalt verließen und auf einem Weg entlang holperten, der in Deutschland vermutlich als wirklich schlechter Feldweg bezeichnet werden würde. Aus dem Staunen kamen wir gar nicht mehr hinaus. Links und rechts am Weg standen kleine Container von ca. 15m2, teils mit kleinen Schildern, die für Cola oder Frisuren warben. Die Frage ob das kleine Läden seien wurde mit: „Ja, aber die Besitzer wohnen auch oft da drin.“ beantwortet. Erwähnenswert dabei ist, dass es sich um ein „Viertel der Mittelklasse“ handelte. Und obwohl es (aus deutscher Sicht) mitten in der Nacht war (5 Uhr) waren schon Leute unterwegs, fegten vor ihren kleinen Hütten, trugen Waren auf dem Kopf oder liefen einfach an uns vorbei. Wie sich im Laufe unseres Aufenthalts herausstellte, ist das ganz normal. Viele Ghanaer fangen schon in der Nacht an, ihre Waren vorzubereiten und Essen zu kochen, machen sich auf den Weg zur weit entfernt gelegenen Arbeit, oder treffen sich zum Fußballtraining am Strand.

In den kommenden Tagen war das Staunen nicht geringer. Zwar hat man vieles schon vorher in Dokumentationen über das Land gesehen, aber dass es tatsächlich alles so ist, wie im Fernsehen, überraschte dann doch. Die anderen Musikerinnen, mit denen wir zusammen in einem oberen Stockwerk mit riesiger Dachterrasse in einem (aus ghanaischer Sicht) wohlhabenden Haus wohnten, zeigten uns den Alltag, stellten uns Freunden vor und am wichtigsten: fuhren mit uns zur Arbeit. Unser Fortbewegungsmittel, wie auch das, der meisten Einheimischen, ist das Tro Tro: ein Kleinbus. Lustigerweise tragen diese oft deutsche Aufschriften, wie „Helmut Schickinger Malerbetrieb“ und eine passende Adresse mit Telefonnummer, denn ein Großteil der Fahrzeuge kommen aus Europa. Was bei uns aussortiert wird, weil es nicht mehr über den TÜV kommt, oder einfach nicht mehr ganz so neu ist, wird in Länder des globalen Südens verfrachtet, dort wieder hergerichtet und weiterverwendet. So kam es auch vor, dass man in einem ehemaligen Transporter des Roten Kreuzes mitfuhr. Wer jetzt denkt, TroTro fahren, ist vergleichbar wie die Busse in Offenburg, hat sich geirrt. Tro Tros haben keinen festen Plan, sie kommen, wann sie eben gerade zufällig durchfahren und anhand des „Mates“, dem meist jungen Mann, der sich aus dem Fenster lehnt, eine bestimmte Geste macht und äußerst unverständlich ruft, wohin es geht, kann man dann feststellen, ob es das passende Tro Tro ist. Beim ersten Mal Fahren machte sich ein kleiner Anflug von Panik bei uns bemerkbar, dass wir es bald alleine schaffen müssen, in dem Trubel auf den Straßen, in den passenden Wagen zu steigen. Doch diese Angst hielt nicht lange an, denn in kürzester Zeit machte sich bemerkbar, dass die meisten Ghanaer unglaublich hilfsbereit sind. Wenn auch nur der leiseste Verdacht besteht, dass man als Weißer nicht ganz sicher ist, wo man jetzt hin muss, steht jemand zur Seite und bietet seine Hilfe an. Nicht selten hat man dann auch einen Begleiter für einen längeren Weg oder gar einen Ausflug. Das Tolle daran ist, dass das Gefühl des Willkommen Seins stets präsent ist und das ist auch von großer Bedeutung. Einer der wichtigsten Werte in Ghana ist die Gastfreundschaft. Dadurch fiel es auch nicht schwer, schnell lose Bekanntschaften zu machen und viel über die Kultur in Ghana zu lernen. Dabei spielten zusätzlich die Jugendlichen und Kinder mit denen wir arbeiteten eine große Rolle.

Die Aufgabe der „Musiker ohne Grenzen“ ist es, jungen Menschen die Möglichkeit zu bieten, Musik zu machen, obwohl sie aus benachteiligten Familien kommen. An verschiedenen Schulen und Libraries, Einrichtungen vergleichbar mit Gemeindezentren, geben wir manchmal morgens Musikunterricht, hauptsächlich aber nachmittags Instrumentalunterricht. Während die anderen Kids um einen umherwuseln, spielen wir mit einzelnen Kindern auf den Instrumenten, bis die nächsten dran sind. Im Anschluss wird noch gemeinsam herumgealbert und nicht selten erfährt man einiges über das Leben in Ghana. So kam es zum Beispiel auch einmal vor, dass auf dem Rückweg mit den Schülern zur großen Straße eine Kuh den Weg entlang getrieben wurde und zwar direkt auf uns zu. Während die Kinder schon in Sicherheit gerannt waren, riefen sie uns zu, kamen zurück und zogen uns an den Ärmeln, bis wir überhaupt merkten, was gerade geschah und die Beine in die Hand nahmen, um der bockenden Kuh und der Peitsche des Treibers nicht in die Quere zu kommen.

Mit den Schülern zu arbeiten, war eine ganz neue Erfahrung für uns zwei. Wir beide sind es eigentlich gewohnt mit Jugendlichen und Kindern zu arbeiten, doch in Ghana war es etwas anderes. Die freudigen Blicke vieler Schüler, wenn sie uns schon von weitem gesehen haben und der traurige Blick, wenn man ankündigte dass der Unterricht jetzt zu Ende sei, oder gar in der nächsten Woche nicht stattfinden würde, ließ das Herz aufgehen. Eine solche Wertschätzung von Kindern und Jugendlichen erfahren wir in Deutschland nur sehr selten, doch in Ghana ist es eben alles andere als selbstverständlich, dass die Kinder nachmittags ein spaßiges Hobby ausüben dürfen und nicht nur Zuhause arbeiten müssen.

Deshalb versuchten wir Reisen möglichst kurz zu halten und auf freie Tage zu legen, ausfallen lassen wollten wir sie keinesfalls. Trotzdem haben wir recht viel von dem kleinen Land gesehen.

Cosima hat sich im Vorhinein viel informiert, was man alles in ganz Ghana besichtigen und erleben kann und sich als Reiseführerin für alle Freiwilligen bewiesen. Somit konnten wir die abwechslungsreiche Naturwelt Ghanas hautnah miterleben. Die paradiesischen und teils menschenleere Strände an der Küste haben wir nicht nur unter den Palmen, sondern auch auf Surfbrettern und beim Schwimmen genossen. Den Regenwald konnten wir im Süden und der Mitte des Landes auf Touren durch die Bäume und an versteckten Wasserfällen, aber auch auf Hängebrücken über den Baumwipfeln zwischen Lianen bestaunen. Dabei entdeckten wir die verschiedensten Früchte beim Wachsen, zum Beispiel Kakao Bohnen, Papayas, Ananas und Bananen, die wir auch frisch vom Baum kosten durften. Außerdem Feucht- und Trockensavannen mit ihrer abwechslungsreichen Tierwelt. Etliche Affenarten, Antilopen, Wildschweine, Krokodile und unser beider Highlight: Elefanten bekamen wir von ganz Nahem zu Gesicht.

Doch nicht nur naturell hat das Land etwas zu bieten: Kulturell haben wir auf Ausflügen und auch Zuhause einiges erlebt. Von der Großstadt Accra über kleinere Städte bis hin zu kleinsten Dörfern und mitten im Nirgendwo haben wir überall mindestens eine Nacht verbracht und haben wir tolle Menschen kennengelernt, die uns tiefe Einblicke boten.

Beispielsweise bekamen wir die Möglichkeit an einer Beerdigung teilzunehmen. Das Event war jedoch keinesfalls mit einer deutschen Beerdigung gleichzusetzen, das Ganze ähnelte eher einem mehrtägigem Dorffest. Über drei Tage verteilt besuchten etliche Menschen aus der Nachbarschaft, der Familie und der Gemeinde der Verstorben den kleinen Platz im Freien und sangen und trommelten gemeinsam. Sicherlich wurde auch getrauert, doch diese Trauer wurde teilweise sehr eindrucksvoll im Tanzen ausgedrückt. Obwohl ein großer Teil der Einheimischen sehr streng christlich gläubig sind, oder gerade deshalb, wird der Tod nicht als etwas sehr Trauriges gesehen, sondern als Eintritt in eine neue Welt, in ein neues, vielleicht besseres Dasein und die zurückgebliebenen Angehörigen feiern ebendies.

An einem Tag im Norden des Landes bekamen wir wiederum einen Einblick in ein kleines, sehr muslimisch geprägtes Dorf. Dort besichtigten wir nicht nur die älteste Moschee Westafrikas von außen, sondern durften auch drei ältere Damen kennenlernen, die selbst Sheabutter herstellen und bekamen außerdem einen kleinen Einblick in Waisenhaus und die Arbeit mit den Kindern.

Gerade hier, wie auch an anderen Stelle unseres Aufenthaltes, bekamen wir auch die Schattenseiten des wirklich tollen Landes zu spüren: Das auf Spenden angewiesene Heim hat kein Geld um alle Kinder auf eine gute Schule zu schicken und somit werden die meisten Kinder in der öffentlichen Schule unterrichtet. Diese Schule bietet jedoch nicht die Möglichkeit für einen Klassenraum, geschweige denn Sitzbänke, Bücher oder Stifte. Auch die Ausbildung der Lehrkräfte ist sehr gering und die Schüler lernen oft nicht einmal richtiges Englisch, obwohl es die offizielle Landessprache ist, sondern sprechen ihr Leben lang nur die Stammessprachen, die sie von klein auf von ihren Eltern lernten.

An anderen Orten haben einige Kinder nicht einmal die Möglichkeit überhaupt zur Schule zu gehen, sondern leben auf der Straße und betteln. Einer der bedrückendsten Momente war, als ein Junge von ca. 9 Jahren fragte, ob wir ihm ein Wasser kaufen könnten, welches umgerechnet nicht einmal drei Cent kostete.

Wasser ist nämlich alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Nur wenige Menschen können es sich leisten, einen Zugang zu fließendem Wasser zu haben und leben von Wasser aus Brunnen. Selbst die Menschen, die es sich leisten können, haben oft nicht rund um die Uhr dieses Privileg, denn oft dauert es seine Zeit, bis die Speicher wieder umgefüllt werden.

Und auch an der idyllischen Natur ist nicht alles so schön, wie es auf Bildern oft aussieht. Außerhalb des Motivs liegt in den meisten Fällen Müll. Ganze Wiesen hängen voll mit Plastiktüten und an den öffentlichen Stränden sammelt sich ein Berg aus Plastik- und Stoffresten nach dem anderen. Vor allem in den armen Gegenden und Vierteln ist das ein großes Problem. In Nima, einem Stadtteil Accras, in dem wir auch an Schulen unterrichten, gibt es einen „Fluss“ in dem zumindest in der Trockenzeit kein Wasser fließt, sondern eine Art Müllsuppe vor sich hin blubbert. Aufgrund der fehlenden Infrastruktur kommt das meiste, was nicht mehr brauchbar ist, eben dort hinein, es ist also auch zeitgleich die Kanalisation. Das Erschreckende sind nicht nur die direkt daran angrenzenden Steinhütten, in denen die Menschen wohnen, sondern auch die Tiere, die dort leben. Auf trockenen Stellen stehen kleine Kuhställe und überall laufen Ziegen und Hühner frei herum und ernähren sich aus ebendieser Müllsuppe.

Menschen die in diesen Gegenden leben, so kam es uns vor, sind oft die Offensten und Hilfsbereitesten. Sie sehen nicht stets das Schlechte an ihrer Lebenslage, sondern helfen einander, damit sie ein möglichst angenehmes Leben haben, egal um wen es sich handelt. Nima zeichnet sich durch gemischte Religionen aus, wie das gesamte Land. Auf engstem Raum leben streng gläubige Christen mit streng gläubigen Muslimen und sie leben in Frieden. Es scheint dort völlig egal zu sein, an welchen Gott man glaubt, solange man Teil der friedlichen Gemeinschaft ist und das obwohl der Glauben die Menschen stark beeinflusst. Es ist keine Seltenheit, dass Menschen während des Gebetes mit geschlossenen Augen die Arme weit ausbreiten und gen Himmel strecken oder gar anfangen zu weinen. In seltenen Fällen kommt es auch vor, dass jemand während eines sehr gesangvollen Gottesdienstes in Ohnmacht fällt. Und der Glauben ist Teil des alltäglichen Lebens:

Unzählige Male sind wir von Predigten aufgewacht, die aufgenommen wurden und mit Lautsprechern in Taxis umhergefahren werden. Gottesdienste finden auch mitten in der Nacht statt, sodass man auch um ein Uhr nach Mitternacht noch Keyboards hört, begleitet von „In the name of Jesus!“ Rufen. Auch kam es vor, dass ein Tro Tro Prediger*in, die Fahrt begleitete, was auf Dauer sehr anstrengend sein kann, denn die Predigten geschehen meist in einer unüberhörbaren Lautstärke.

Jedenfalls ist es erstaunlich, wie friedlich die Menschen in Ghana zusammenleben und in jeder Lebenslage Zeit finden, die Gemeinschaft mit anderen zu suchen und gemeinsam zu singen, zu tanzen und zu lachen.

Trotz all unserer Erlebnisse und Eindrücke haben wir keine Antwort auf die Frage „Wie war‘s in Afrika?“. Afrika ist ein Kontinent, dreimal so groß wie Europa, Ghana allerdings nicht einmal so groß wie Großbritannien. Bei diesem Bruchteil, den wir vom großen Afrika gesehen haben, wagen wir es nicht, ein Urteil zu fällen über 55 Länder und unzählige Kulturen, Menschen und Landschaften. Eins lässt sich aber mit großer Bestimmtheit sagen:

Die Zeit in Ghana wollten wir niemals missen. Wir haben das Land als ein wirklich tolles Fleckchen Erde kennengelernt, in das wir super aufgenommen wurden und uns wohl fühlten, sodass es uns durchaus auch schwer fiel, in das geordnete Deutschland zurückzukehren.