Auf Donnerstag letzter Woche haben sich endlich wieder Alois, Gustav, Wilfried und Georg – alles altgediente Musiker – zum Vespern gehen vereinbart. Doch bei Gustav Kornmeier war an diesem Abend niemand zu erreichen. Die Wohnung war dunkel, keine Reaktion auf das Klingeln – weder an der Haustüre noch am Telefon. Und Gustav war immer zuverlässig und freute sich doch eigentlich riesig, wie er noch am Sonntag davor am Telefon bekundete. Immer und immer wieder versuchten wir es mit dem Telefon … Uns war das etwas unheimlich, so ungewohnt bei Gustav.

Während wir so essen, machten viele Anekdoten aus alter Musikzeit die Runde. „Eigentlich schade“, stellten wir am Schluss fest, „die Geschichten gehen, wie zahllose andere davor, verloren. Lasst uns versuchen, solche erinnerungsvolle Begebenheiten aufzuschreiben! Das nächste Mal, wenn Gustav, der so viele Stories weiß, wieder dabei ist, fangen wir damit an. Nicht auf die lange Bank schieben in diesem Alter!“ Gleich am nächsten Tag recherchierte Alois und fand heraus, dass Gustav im Krankenhaus sei in Folge eines Sturzes in seiner Wohnung.

Und am Samstagabend, ohne Vorwarnung, traf die Nachricht mitten ins Herz: Gustav ist gestorben, Gustav lebt nicht mehr! – Unfassbar, nicht wahr kann das sein. Alles in uns wehrt sich gegen diese Vorstellung, gegen diese unwirkliche Tatsache.

So langsam löst sich der Nebel und Gedanken der Erinnerung, des letzten Mals mit ihm, des nicht geahnten Abschiednehmens von ihm, wagte sich in den Vordergrund. Zum Beispiel Mitte Januar, nach der Beerdigung von Gerhard Busam, als Gustav mit viel Freude sagte, wenn das Tenorhorn in den nächsten Tagen aus der Reparatur kommen wird, werde er wieder in die Probe kommen. Seine Noten für das Frühjahrskonzert am 18. April waren gerichtet und wir erwarteten Gustav eigentlich am Mittwoch letzter Woche zur Probe. Wir wunderten uns, weil er auch nach der Probe nicht erschienen ist, wo er das kameradschaftliche Zusammensein doch so liebte.

Gustav erleben durften wir alle noch bei unserer Jahreshauptversammlung vor zwei Wochen. Gustav war wie immer, wie gewohnt, fröhlich, aufgeschlossen, gesprächig und zuhörend. Und wie hat er sich gefreut, Annette, eine der Drillinge von Eduard Litterst, dort zu begegnen und ein inniges Gespräch mit ihr führen zu dürfen.

Oder die flüchtige Begegnung, als Gustav mit seinem Auto anfangs letzter Woche durch Rammersweier gefahren ist. Oder sein letztes Auftreten in der Musikkapelle beim 70. Geburtstag von Wilfried, als er es sich nicht nehmen ließ und es für ihn eine Ehre und Pflicht war, an Wilfrieds Stelle die Tenorhornstimme zu spielen.

Ja, das sind im Nachhinein alles Augenblicke des letzten Males, des Abschiednehmens von Gustav und vom Gustav – herzliche, unlöschbare, kostbare Augenblicke – der liebevollen, steten Erinnerung geweiht.

Alle wir Musikkameraden, egal welchen Alters, ob aktiv, bereits Musikpensionär oder als Dirigent, wir alle die mit Gustav musiziert und das für ihn ebenso wichtige Kameradschaftliche und Gesellige gepflegt haben, wir werden immer Gustav in unserer Mitte haben, wenn wir uns an sein inniges Spielen, seine Verlässlichkeit, seine Lebensfreude trotz harter Schicksalsschläge, seine Kameradschaft und seine liebevolle, interessierende Hinwendung an jeden von uns und natürlich an seine erzählten und selbst gelebten Episoden denken.

Sein gelebtes Vermächtnis, auf die Jugend im Verein zuzugehen, sie zu unterstützen, ihnen Zutrauen zu schenken und sich nicht so wichtig zu nehmen sondern die anderen zu achten und Wert zu schätzen, das soll uns Verpflichtung sein, in seinem Sinne, in seinem Geist Kameradschaft, Gemeinschaft, Vertrauen und das gemeinsame Musizieren zu leben und zu pflegen.

Danke Gustav, dass wir Dich unter uns hatten.

Ihr Musikverein Zell-Weierbach

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